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94 Minuten Shopping pro Woche.

  • mathiaskeswani
  • 27. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Okt. 2024




Die sinkende Kauflaune hat mit 94 Minuten Shopping pro Woche unter den jüngeren Zielgruppen ein Allzeit-Tief erreicht. Wie lässt sich die Frequenz im Handel wieder nachhaltig steigern? Eine Analyse.    


Die Studie des renommierten Gottlieb Duttweiler Instituts präsentiert einige Fakten, die Händler durchaus ernst nehmen sollten. Die durchschnittliche Zeit, die Konsumenten mit Shopping, sowohl on- als auch offline verbringen sinkt rapide über alle Altersgruppen hinweg.  

Damit verkleinert sich nicht nur der „Sweet Spot“ der Händlern und Marken zur Verfügung steht um ihre Produkte zu verkaufen, sondern erhöht auch die Schwierigkeit Konsumenten langfristig an sich zu binden. Denn, so eines der Ergebnisse der Studie, ein gutes Drittel der Befragten bemängelt, dass das Shopping Erlebnis langweilig ist und der Handel keinerlei Überraschungen für sie bereit hält. Shopping und Lebensmitteleinkäufe rangieren auf der Beliebtheitsskala der Bürger auf dem selben Niveau wie „arbeiten gehen“ und dem Verrichten von Hausarbeit. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Einkaufen den Menschen schlicht keinen Spaß mehr macht.


Vor allem junge Menschen fühlen sich von den Angeboten und dem Auftreten der Händler nicht angesprochen. Die Generationen Z und Alpha sind durch soziale Medien und die durchgängige digitale Vernetzung an einen dauerhaften Dopamin-Ausstoß gewöhnt. Sieben Stunden pro Tag verbringen sie im Durchschnitt auf Plattformen wie TikTok, Instagram und Snapchat. Ihre Aufmerksamkeitsspanne beträgt im Durchschnitt acht Sekunden. Was nicht sofort kickt, wird weggeklickt. Window-Shopping in den Innenstädten und das Bummeln durch Ladengeschäfte sind für diese Generation somit nicht aufregend, sondern ein erzwungener Naherholungsurlaub für’s Gehirn.


Wonach den Konsumenten der Sinn steht, ist, Erlebnisshopping (modern: Shopventure). Die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten der Menschen grundliegend verändert. Nach Schnäppchen wird im Internet Ausschau gehalten und die ausreichende Verfügbarkeit von Waren wird ebenfalls von den Online-Shops abgedeckt. Wer modisch Neues entdecken möchte, streift nicht durch die Einkaufspassagen, sondern scrollt durch Instagram, Pinterest oder TikTok. Der stationäre Handel bietet aktuell kaum Neues und Aufregendes. Hinzu kommt, dass durch den Fachkräftemangel und die gestiegenen Personalkosten, die Service- und Beratungsleistung oftmals zu wünschen übrig lässt. 

Ein amerikanischer Kollege sagte einmal, dass er sich selbst in Vorstands-Meetings noch nie so unter Druck gesetzt gefühlt hat, wie als Kunde an einer deutschen Supermarkt Kasse. 


Was die Erfüllung von Kundenbedürfnissen anbelangt, lohnt sich ein Blick über den großen Teich. Der stationäre Handel in den USA ist seit der Corona-Pandemie um 11,4 % gewachsen. Der Online-Handel hingegen nur um 8 %. Früh haben die Amerikaner verstanden, dass der während der Pandemie erzwungene Shift, die Konsumenten hin zu den Online-Shops zu führen, keine nachhaltige Omnichannel Strategie ist. Nach der Pandemie wurde daher kräftig investiert – mit Erfolg. Wie man an den Wachstumszahlen sehen kann, die sich vor allem auf die folgenden Faktoren zurückführen lassen: 


– Reine Onlinehändler sind dazu übergegangen in den stationären Handel zu investieren und ihren Kunden somit ein ganzheitliches Einkaufserlebnis zu bieten. Dies hat das Stadtbild der Innenstädte verändert und modernisiert. 


– Shop-in-Shop Konzepte finden immer größeren Anklang und sorgen bei Kunden für Abwechslung. 


– Der Retail legt den Fokus auf Innovation und soziale Interaktion. Durch digitale Experiences können die Kunden etwas erleben, sich austauschen und mit der Marke in Interaktion treten. Die Differenzierung zum sozial isolierten Onlineshopping liegt dabei auf der Hand.  


– Die Check-Out und Rückgabeprozesse hingegen wurden an die Simplizität des Online-Shoppings angepasst. Der Kunde soll nicht mehr lange an den Kassen anstehen oder auf Hürden beim Umtausch eines Produktes stoßen. Die Bezahlung soll schnell und unkompliziert erfolgen. 


Die amerikanischen Händler haben seinerzeit das Momentum des Nachholbedarfs nach der Corona Pandemie genutzt, während hierzulande darauf vertraut wurde, dass die Kunden schon wiederkommen werden. 

Eine Fehlprognose, wie sich herausgestellt hat. Auf die anhaltende Flaute reagieren viele Händler mit Kürzungen und Schließungen. So hat die Modekette Hennes & Mauritz bereits 38 Filialen in Deutschland geschlossen gut 100 Schließungen sollen es weltweit werden. Intersport hingegen, als größter deutscher Sportartikelhändler profitiert von der Strategie vieler Sportmarken ihre Produkte hauptsächlich über Marktplätze zu vertreiben und plant den Bau von 100 weiteren Niederlassungen. Der im Verbund organisierte Händler setzt dabei voll auf Shopventure und investiert in Service und Erlebnisshopping. Auf 6,8 Prozent Wachstum im stationären Handel kann der Händler dabei zurückblicken und erwirtschaftet dabei einen Gesamtumsatz von 3,5 Milliarden Euro. 

Die Konsumenten lassen sich also durchaus wieder dazu animieren mehr zu shoppen und die Innenstädte zu besuchen. Dafür braucht es allerdings den Willen in frische Ideen und Konzepte zu investieren. 

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